Wurmlöcher von Kiajira ================================================================================ Kapitel 35: End of an Era ------------------------- Kapitel 35 – End of an Era Das Schuljahr neigte sich dem Ende zu, was für Harry und Hermine vor allem Stress bedeutete. Die UTZs rückten näher. Hermine selbst war sich sicher, mit etwas Wiederholung alles zu schaffen, doch der Nervenkitzel, der ihr vor jeder Prüfung den Schlaf raubte, kam langsam wieder, wie jedes Jahr. Das war jedoch ausnahmsweise einmal nichts im Vergleich zu Harry, dessen schlechte Laune nicht besser geworden war. Zwischendurch hatte er immer wieder Tage, an denen er fast so war wie früher, doch es brauchte nur einen hämischen Zeitungsartikel, um diese Laune wieder zu zerstören. Und davon gab es mehr als genug. Jetzt, wo der Orden sich offiziell nicht mehr einmischte und Harry sich selbst bedeckt hielt, war er gefundenes Fressen für Rita Kimmkorn und Konsorten. Wo denn ‚der Junge, der lebt‘ abgeblieben war? Hatte er den Schwanz eingezogen? Hoffentlich war er noch nicht gestorben, witzelten sogar einige. Das Schlimme war – Harry hatte sich in der Tat ziemlich zurückgezogen und seinen Antrieb verloren. Und alles, was Hermine tat, schien nicht bis zu ihm durchzudringen. An einem Abend am Wochenende vor den ersten UTZs stapfte Hermine missmutig nach dem Abendessen in den Gemeinschaftsraum. Eigentlich wollte sie direkt zu Bett gehen, doch eine leise Stimme hielt sie auf. „Hermine? Alles in Ordnung?“ Sie schreckte aus ihren nicht sonderlich netten Gedanken auf. Jane und Miriam hatten zwei der Sessel am Kamin ergattert und winkten. Hermine zwang sich zu einem Lächeln und ging zu den beiden hinüber. „Hey…“, meinte sie. Die beiden begrüßten sie strahlend. „Alles in Ordnung?“, wollte Jane wissen. „Du siehst ziemlich geknickt aus.“ Hermine ließ sich neben ihrem Sessel zu Boden plumpsen und lehnte sich an die Armlehne. „Ich mache mir doch nur Sorgen um Harry“, murmelte sie. „Und was ist? Jetzt hat Ginny mich zusammen gefaltet, weil ich Harry behandle wie eine Glucke ein rohes Ei, und dass er alt genug ist, um selber auf sich aufzupassen.“ Sie lachte freudlos. „Danke auch, ich kann auch fröhlich dabei zusehen, wie er seine UTZs versemmelt. Wenn Ginny das lieber ist…“ Jane seufzte. „Ich weiß, du hörst das nicht gerne, aber du kannst durchaus etwas nervig werden, wenn du andere zum Lernen antreibst.“ Hermine fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Danke, das ist mir eine große Hilfe. Jetzt fühle ich mich noch schlechter.“ Jane legte ihr zögerlich eine Hand auf die Schulter. „Es kann aber nicht besser werden, wenn du das nicht weißt. Und irgendjemand muss es dir doch sagen.“ Unwillkürlich musste Hermine lächeln. „Klingt logisch“, murmelte sie, streckte ihre Hand aus und legte sie auf Janes. „Danke.“ Jane grinste auf sie herunter. „Dazu hat man Freunde doch.“ Hermine konnte nicht anders, als ebenfalls zu grinsen. Und mit einem Mal sah sie Harrys Prüfungen nicht mehr ganz so düster. ~*~ Ihre eigenen UTZs fand Hermine einfach, sogar relativ langweilig. Wieder einmal fragte sie sich, warum sie sich davor wieder einmal so verrückt gemacht hatte – aber das hatte sie schließlich noch jedes Jahr getan, bis auf ihre doppelten Prüfungen zu Toms Zeit, die ja nichts Neues gewesen waren. Nachdem sie sich beim Lernen wieder an die Zeit erinnert hatte, hatte sie beschlossen, sich wieder auf Verwandlung zu konzentrieren. Es musste ihr einfach gelingen, dort einen UTZ mit voller Punktzahl zu bekommen. Sie wusste, dass die Jahrgangsbesten in einem Fach einen Gutschein für ein Praktikum im Ministerium bekamen, vom Zaubereiminister unterzeichnet. Und sie hatte eine diebische Freude daran, sich vorzustellen, wie Voldemort wohl gucken würde, wenn er ihren Gutschein unterzeichnen sollte. Also gab sie sich genau in dem Fach die meiste Mühe, von dem sie wusste, dass es ihn am ehesten stören würde. Zu blöd, dass Dumbledore nicht mehr lebte – er hätte sicherlich noch gewusst, wie viele Punkte Tom damals im UTZ in Verwandlung gehabt hatte. Von solchen Überlegungen getrieben schrieb sie in Verwandlung an vielen Stellen doppelt so viel wie ihre Mitschüler, nur um auch ja nichts potentiell wichtiges zu vergessen. Und bei der praktischen Vorführung bemühte sie sich noch mehr als sonst, besonders gesund und munter aussehende Tiere zu erschaffen, die so verschieden wie möglich zu den vorherigen Gegenständen waren. Die Wetterzauber fielen ihr unwahrscheinlich einfach – auch wenn ihre Windhose etwas zu gewaltig geriet und den Prüfer fast davon geweht hatte. Für einen Moment hatte sie vergessen, dass ihr gegenüber kein Tom mehr war, der den Zauber sofort auflösen und verändern würde. Sie hoffte nur, dass das keine Minuspunkte geben würde. Am Tag danach war sie mit ihrer theoretischen Prüfung in Zauberkunst viel zu früh fertig und sah sich seufzend um. Zu blöd, dass hier niemand neben ihr saß – sie schrieben in der Großen Halle an Einzeltischen – und vor allem niemand wie Tom, mit dem sie Galgenmännchen hätte spielen können. Lustlos kritzelte sie dennoch einige Striche auf einen Pergamentfetzen und vermied den Blick zu Harry hinüber. Sie war ihm die letzten Tage aus dem Weg gegangen und hatte gehofft, wenn sie ihn nicht weiter nervte, würde er sich vielleicht eher aufraffen. Doch das Gegenteil schien der Fall zu sein. Er hatte bis jetzt noch nach jeder Prüfung ziemlich miese Laune gehabt. Sie machte sich Sorgen, ja, doch sie wusste, dass etwas dran sein musste, wenn Ginny und Jane sich einig darin waren, dass sie nervte damit. Jane kannte sie ja fast gar nicht – also musste es sehr offensichtlich sein. Missmutig hatte sie sich an den Abenden immer in die Bibliothek verzogen, um nicht in Versuchung zu kommen, Harry wieder antreiben zu wollen. ~*~ Die Prüfungen waren vorbei, der Unterricht beendet – und doch wollte keine wirklich Freunde aufkommen. Harrys Laune hatte sich nicht gebessert, und Hermine hatte bei jedem Satz, den sie sagte, Angst, etwas Falsches zu sagen, also sprachen sie kaum noch miteinander. Die meiste Zeit verbrachte Harry sowieso mit Ginny auf Besen im leeren Quidditchstadion, wo sie Runde um Runde drehten und sich austobten, bis sie dann beide abends früh schlafen gingen. Hermine beobachtete sie meist nur aus der Ferne, während sie alleine unter eine Weide am Seeufer saß und ins Leere starrte. Es fühlte sich an, als hätte sie etwas Wichtiges verloren. Kein scharfer, plötzlicher Schmerz wie bei Ron und Tom, der sich gnadenlos ins Herz fraß, sondern ein schleichendes Etwas, was ein Loch in ihrem Inneren knabberte, so langsam, dass man es erst bemerkte, wenn das Loch zu groß war, um gestopft zu werden. Und Hermine hatte das Gefühl, dass dieser Punkt jetzt erreicht war. Sie wusste nicht mehr richtig, wie sie ein Gespräch am blödesten anfangen sollte, sehnte sich nach der Zeit vor all diesem Schlamassel, als es selbstverständlich gewesen war, dass sie all ihre Zeit zusammen verbracht hatten. Ihr fehlte die Leichtigkeit ihrer Freundschaft, das Gefühl, Harry wäre fast so etwas wie ein Bruder. Mit einem Seufzen stellte sie fest, dass die Dinge wohl nie wieder so werden würden wie früher, und tippte einmal mit dem Zauberstab auf die Wasseroberfläche neben sich. Wellen breiteten sich erstaunlich weit über den See hinweg aus, und in einiger Entfernung schlug der Riesenkrake mit einem Fangarm ins Leere, als wollte er den Erzeuger der Wellen fangen. Hermine lächelte wehmütig. Zumindest das war wie immer. Genau wie das Schloss. Sie würde beides vermissen. Sicher, die magische Universität Owlit in der Nähe von Oxford war auch in einer Art Schloss untergebracht, doch es war nicht dasselbe. Nicht das Schloss, was ihr seit dem Beginn ihrer Zeit als aktive Hexe ein Zuhause gewesen war. Es war so ähnlich wie damals, als sie von Zuhause ausgezogen war, um hierher zu kommen. Mit dem Unterschied, dass sie jetzt erwachsen war, sich nebenbei selbst versorgen musste und auch die Welt um sie herum eine andere, düstere war. Zwar nicht so düster, wie man es von Voldemort erwartet hätte, aber dennoch. „Sie sollten den Riesenkraken in Ruhe lassen, Miss Granger“, ertönte eine tiefe, wohlbekannte Stimme hinter ihr. „Er hat mit einer Horde pubertierender Grindelohs schon genug zu tun.“ Sie wandte sich um und sah Professor Snape neben ihr an den Stamm der Weide gelehnt stehen. Sie zog eine Augenbraue hoch. „Wollen Sie mir dafür Punkte abziehen, Sir?“ Das ‚Sir‘ betonte sie ganz besonders. Er rollte mit den Augen. „Wir sind doch nicht mehr im Kindergarten, ich dachte, das hätten Sie gemerkt.“ Hermine seufzte. „Vielleicht hat es mir im Kindergarten ja besser gefallen.“ „Ohne Zweifel“, brummte er und zog einen Brief aus der Tasche. „Auch wenn ich das Gefühl nicht loswerde, Sie und der Dunkle Lord spielen Kindergarten. Ich bin keine Eule, richten Sie ihm das aus.“ Er hielt ihr den Brief unter die Nase. Sie griff danach und meinte kühl: „Warum sagen Sie es ihm nicht selbst? Ich bin auch keine.“ Er warf ihr einen Todesblick zu, wirbelte auf dem Absatz herum und marschierte in Richtung Schloss davon. Mit einem seltsamen Gefühl im Magen, das sie nicht näher beschreiben konnte, öffnete sie den Umschlag. Im Gegensatz zu Weihnachten war sie diesmal darauf vorbereitet, seine schmale, schräge Schrift zu sehen. Du kannst es nicht lassen, oder? Nun, ich will kein Spielverderber sein. Du hast die volle Punktzahl in Verwandlung bekommen. Mir haben damals zwei Punkte gefehlt. Ich hoffe, du bist jetzt zufrieden. Wo und wann gedenkst du dein Praktikum zu machen? (Antworte wie dem Erben) Sie konnte nicht anders, als laut loszulachen. Snape, der noch in Hörweite war, rief: „Jetzt würde ich mir an Ihrer Stelle endgültig Sorgen um Ihren Geisteszustand machen, Miss Granger!“ Doch sie winkte nur ab, immer noch lachend. Sie konnte es nicht fassen – sie hatte ihn wieder geschlagen! Und was noch viel erstaunlicher war – er hatte anscheinend gelernt, auch einmal zu verlieren. Das wusste sie durchaus zu schätzen, vor allem, weil sie selbst damit ihre Schwierigkeiten hatte. Lächelnd griff sie nach ihrer Tasche und zog Federkiel und Tinte heraus. Tief Luft holend erinnerte sie sich an Harrys Erzählungen über Tom Riddles Tagebuch und ließ einen Tropfen Tinte auf das Pergament fallen. Einen Moment später schien die Tinte vom Untergrund eingesaugt zu werden und verschwand. Hermine schluckte, legte ein Buch als Schreibunterlage unter und über legte nur einen Augenblick, bevor sie antwortete. Nein, ich kann es nicht lassen. Wo wäre sonst der Spaß dabei? Die Prüfungen waren viel zu langweilig. Danke, dass du so ehrlich warst und mir meinen Spaß gönnst. Ich werde Magisches Recht studieren, also wird es das Zaubergamot werden, beziehungsweise die Abteilung für Magische Strafverfolgung, dort möchte ich hin. Wann weiß ich noch nicht, das wird sich hoffentlich während dem Studium ergeben. Die Schrift blieb einen Augenblick sichtbar, dann wurde auch sie von dem Blatt Pergament eingesaugt. Hermine schluckte. Was er jetzt wohl machte? Hatte er das Gegenstück zu diesem Pergament bei sich? Würde er sofort antworten, oder sich Zeit lassen? Einige Minuten starrte sie darauf, doch nichts tat sich. Schließlich faltete sie es vorsichtig zusammen, steckte es in ihr Buch, damit es nicht zusammen knüllte, und machte sich auf den Rückweg ins Schloss. Bald gab es Abendessen. Nach dem Essen wieder im Gemeinschaftsraum angekommen, konnte sie nicht anders, als wieder einen Blick auf das Pergament zu werfen. Ein Teil von ihr sagte sich zwar, dass es ihr egal sein konnte, was Tom tat, doch der andere Teil hatte das Pergament bereits aufgefaltet und festgestellt, dass in der Tat neue Wörter erschienen waren. Nach allem, was ich mitbekomme, kannst du etwas Spaß gut gebrauchen. Du solltest wissen, dass du nicht die einzige bist, der der Potterbengel die Laune wunderbar versauen kann. Magisches Recht? Ich hätte dich besser kennen sollen, als zu glauben, du würdest wie der Rest des Ordens den Schwanz einziehen. Das wird mit Sicherheit interessant. Hermine konnte nicht anders als zu lächeln. Ja, das würde in der Tat interessant werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)