Wurmlöcher von Kiajira ================================================================================ Kapitel 36: Zwischen den Zeilen ------------------------------- Juni 1998   Ich hoffe, du hast einen schönen letzten Tag in Hogwarts, ohne nervenden Potter-Bengel. Wohin gehst du danach? Deine Eltern leben nicht mehr hier, nicht wahr? Nun, sollte mich nicht wundern. Vermutlich bin ich Schuld daran.   Danke. Harry ist ausnahmsweise etwas erträglicher geworden, seit er weiß, dass er seine UTZs zum Großteil bestanden hat. Du schaffst es auch immer wieder, echt. Ja, du bist Schuld, dass sie nicht mehr hier leben. Wieso hast du nachgeschlagen, wo sie wohnen sollten?   Darf ich nicht neugierig sein? Keine Sorge, ich wollte ihnen nichts tun. Also, wohin gehst du morgen?   Direkt nach Owlit. Hast du etwas anderes erwartet?   Ich weiß nicht, vielleicht etwas verreisen und die Welt sehen. Das tun junge Leute doch normalerweise, oder?   Wer sagt, dass ich das nicht tun werde, wenn ich erst einmal umgezogen bin?   Niemand. Wohin denn?   Was geht dich das an?   Schön, dann nicht. Einen schönen Sommer, Hermine.   Dir auch. Und denk immer daran – töte nie jemanden, den du noch gebrauchen könntest.   Ein reichlich kaltschnäuziger Rat von jemandem mit deinen Moralvorstellungen.   Auf etwas anderes würdest du doch sowieso nicht hören.   Danke für diese grandiose Einschätzung. Und ich dachte, du würdest mich kennen.   ~*~   September 1998   Was zum Kuckuck hast du getan? Da bin ich einmal zwei Monate nicht im Land, und schon benimmst du dich wie eine vollkommen andere Person!   Bloß weil ich festgestellt habe, dass Inzucht ohne die Muggelstämmigen ein weit ernsteres Problem als erwartet werden könnte, und wir sie deswegen brauchen? Ich bin nicht jemand anders, ich bin logisch.   Gut so.   Dass ich der Gleiche bin, oder dass ich logisch bin?   Beides.   Gut.   ~*~   Oktober 1998   Wie waren deine ersten Tage an der Uni?   Frage nicht. Ich hätte die Bücher über die Grundlagen nicht in den Urlaub mitnehmen und abends vor dem Einschlafen lesen sollen. Ich sollte mir für die Vorlesungen mit Anwesenheitspflicht dringend eine anspruchsvollere Lektüre besorgen.   Frag, ob du zusätzliche Fächer aus den späteren Semestern jetzt schon belegen kannst. Ich will nicht, dass du an Langeweile stirbst.   Nicht?   Töte nie jemanden, den du noch gebrauchen kannst.   Ich bin also brauchbar?   Durchaus.   Dann sollte ich das vielleicht tun. Das Studium bekomme ich auch in weniger als drei Jahren hin, wenn es so weiter geht. Wer weiß, was du in diesem Zeitraum noch alles an Gesetzen änderst, ohne dass ich mitreden kann.   Bisher scheint es dir doch gefallen zu haben, oder?   Sicher, magische Paten für Kinder aus Muggelfamilien sind eine geniale Idee gewesen, aber die aufgelockerten Gesetze für den Import schwarzmagischer Gegenstände sind definitiv nicht differenziert genug. Wenn du schwarze Magie dauerhaft legalisieren willst, musst du überall genauer abgrenzen, was schädlich und verboten ist und was nicht.   Oh, ich sehe, ich sollte die Zeit genießen, in der du noch nicht hier arbeitest.   Tu das. Aber gewöhn dich nicht zu sehr daran.   ~*~   Dezember 1998   Denkst du, es ist zu früh, den Schulräten vorzuschlagen, schwarze Magie als Fach in Hogwarts anzubieten?   Seit wann fragst du mich bei so etwas um Rat?   Du sagst mir doch sowieso, was du davon hältst. Also kannst du das auch jetzt tun.   Stimmt. Ja, ich finde, es ist noch zu früh. Sicher, es ist kein Tabu-Thema mehr in der Gesellschaft, aber die Leute sind noch sehr vorsichtig damit. Und viele wissen immer noch nicht, wo die Grenze zwischen erlaubt und nicht erlaubt liegt. Das solltest du zunächst in Stein meißeln – und zwar nicht nur in einen Gesetztext, sondern es den Leuten auch wirklich zugänglich machen. Jeder sollte genau wissen, woran er ist. Sobald sich das ganze etwas etabliert hat, könntest du darüber nachdenken. Allerdings würde ich es als Wahlfach ab der dritten Klasse empfehlen, niemand sollte dazu gezwungen sein. Außerdem brauchst du einen Lehrer.   Snape.   Gut, Punkt für dich.   Danke für deine Meinung.   Langsam zweifle ich an deinem Geisteszustand. Das war definitiv zu nett für dich.   Ich muss üben. Politiker, schon vergessen? Kostet ziemlich Nerven, nicht immer durchzudrehen und jemanden zu verfluchen bei diesen endlosen Debatten.   Was bin ich froh, dass du nicht in Fluchreichweite bist.   ~*~   Februar 1999   Ist das dein Ernst? Ich meine, natürlich freue ich mich darüber, aber trotzdem… Das hast du wirklich getan?   Wieso sollten die Zeitungen lügen?   Keine Ahnung. Es… klingt nur so überhaupt nicht nach dir.   Menschen verändern sich.   Sicher, dass es nicht nur daran liegt, das bald das eine Jahr ausläuft, wo keiner Neuwahlen für das Amt des Zaubereiministers ansetzen kann?   Es spielt natürlich eine Rolle. Wie will ich meine Vorstellungen einer Zauberergesellschaft durchsetzen, wenn ich abgewählt werde?   Dir liegt wirklich etwas an „deiner“ Zaubererwelt, oder?   Das ist eine rhetorische Frage, oder?   Das auch?   Du kannst verdammt nervig sein, weißt du das?   Das nehme ich jetzt als rhetorische Frage.   Elende Besserwisserin.   Danke, gleichfalls. Die Leute werden dich vermutlich in der nächsten Zeit als Heuchler beschimpfen, noch mehr als vorher, aber lass dich davon nicht unterkriegen. Versuche wenigstens, deine Reue echt aussehen zu lassen.   Ich bereue vielleicht nicht alles, aber so viel magisches Blut vergießen zu müssen, um die Welt verändern zu können… Das ist etwas, was ich zwar wieder tun würde, weil es unvermeidlich war, aber das bereue ich durchaus. Magie ist zu wertvoll, um sie zu verschwenden.   Dann hoffe ich, dass es in Zukunft nicht mehr nötig sein wird.   Ich auch. Allerdings habe ich da bei meinen Todessern meine Zweifel.   Stimmt, die werden das nicht gerne hören. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie gegen dich rebellieren?   Zu groß. Ich werde Bella aus dem Verkehr ziehen müssen. Zum Glück gibt es genug Gründe, sie verhaften zu lassen. Lust, dein Praktikum mit ihrer Verhandlung zu beginnen?   Das war doch jetzt hoffentlich eine rhetorische Frage. Wie könnte ich da nein sagen?   Man beantwortet keine rhetorischen Fragen mit rhetorischen Gegenfragen.   Nervensäge.   Mit Vergnügen.   ~*~   April 1999   Danke, dass du im Zaubergamot ein gutes Wort für mich eingelegt hast. Sonst hätten die nie eine Praktikantin zu Bellatrix‘ Verhandlung eingeladen, schon gar nicht mich.   Es wäre eine Verschwendung gewesen, es nicht zu tun. Und ich habe damit ein Zeichen gesetzt.   Ich weiß. Ich auch. Fragt sich nur, was die Leute lieber glauben – dass du dich geändert hast oder dass ich eine Verräterin bin.   Ignoriere Potters Meinung, die wird ja wohl bereits feststehen.   Nein, das glaube ich nicht. Er wusste auch seit dem Zeitpunkt, als du meine Erinnerungen zurückgeholt hast, von der Zeitreise. Und er hat mich nicht verurteilt.   Aber er hat gedacht, du wolltest etwas Gutes tun und hast alles nur noch schlimmer gemacht.   Habe ich ja auch.   Nicht zwangsläufig. Ich weiß nicht, wie du dein Leben betrachtest, aber ich glaube, ich wäre heute nicht da, wo ich jetzt bin, ohne dich.   Nicht an der Spitze? Das könnte man aus einem bestimmten Blickwinkel durchaus als ‚alles schlimmer machen‘ sehen.   Nein, dahin hätte ich es auch ohne dich geschafft. Aber ich wäre vermutlich gezwungen, immer noch Gewalt anzuwenden.   Heißt das – nur wegen mir versuchst du, ein relativ normaler Zaubereiminister zu sein?   Nur wegen dir habe ich einmal mehr darüber nachgedacht, was ich tue und was ich will. Obwohl ich eigentlich dachte, das zu wissen.   …   Sag nicht, ausgerechnet du Plappertasche bist sprachlos?   Wer bist du und was hast du mit Lord Voldemort gemacht??!   Gestatten, Tom Riddle.   Und seit wann hast du Humor, Tom?   Es lebt sich leichter damit, habe ich festgestellt.   Du bist unmöglich!   Und du hast gerade darüber gelacht. Gib es zu.   Elender Besserwisser.   Danke, gleichfalls.   ~*~   Juli 1999   Wann wirst du dein Studium beendet haben?   Dummheit steht dir nicht, Tom. Ich weiß genau, dass du letzte Woche hier warst, während wir unsere Abschlussklausuren geschrieben haben. Und ich weiß auch, dass du dir die Gelegenheit nicht entgehen lassen würdest, etwas zu schnüffeln.   Schnüffeln, so ein negatives Wort. Ich habe nur… nachgeforscht.   Warum fragst du mich dann noch?   Weil ich zumindest den Anschein wahren wollte, anständig zu sein.   Du bist echt zu einem Politiker mutiert, das ist dir klar, oder?   Verdammt.   Tja, das passiert eben, wenn man nicht der Dunkle Lord ist, sondern Zaubereiminister. Nebenbei – was ist mit Lucius Malfoy passiert? Ich glaube kaum, dass er einfach verschwunden ist.   Er ist ausgewandert. Mit seinem Teil des Vermögens, den er nach der Scheidung behalten hat. Narcissa und Draco sind noch hier und tun ausnahmsweise etwas für ihr Geld. Wie es mit Lucius aussieht, weiß ich nicht.   Wenn du die beiden siehst, sag ihnen danke von mir. Ohne Narcissa hätte Alecto Carrow mich vermutlich am ersten Tag, an dem ich bei euch war, gekillt. Und Draco weiß wofür.   Wofür denn? Dass er dir sein Schlupfloch aus der Festung heraus gezeigt hat, ohne es zu bemerken?   … Weiß er, dass du davon weißt?   Ich glaube kaum. Trotz Ausbildung bei Snape ist er ein miserabler Okklumentiker.   Wie lange weißt du von dem Schlupfloch?   Seit du daraus verschwunden bist.   Hätte mich auch gewundert, wenn du länger davon gewusst hättest, ohne es zu stopfen.   Es ist nicht gestopft. Ich dachte mir, ich lasse dir die Chance auf Rückkehr offen.   Und ich Trottel habe vergessen, es zu orten, bevor ich disappariert bin. Ich würde es nicht wieder finden.   In dem Fall widerspreche ich dir nicht, wenn du dich Trottel nennst.   Oh, sei froh drüber. Ansonsten hätte ich vermutlich schon kurz danach den Orden angeschleift.   Ja, ich vermute, das hättest du.   Um wieder auf das ursprüngliche Thema zu kommen – wieso interessiert es dich, wie lange ich noch studiere?   Weil das Einfluss darauf hat, wie du deinen Sommer verplanst.   Einen Knut für deine Gedanken.   Das Praktikum hat dir doch Spaß gemacht. Wie wäre es mit einem zweiten in der Abteilung zur Aufsicht magischer Gesetze?   Einen Knut für deine Gedanken, habe ich gesagt. Welches Gesetz ist eine so blöde Arbeit, dass du dich nicht damit abgeben willst? Die Klassifizierung von Zauberstäben als Schwarz- oder weißmagisch?   Danke, ich verzichte auf den Knut.   Alles klar, ich mache es. Harry und Ginny haben mich zwar eingeladen, mit ihnen nach Rumänien zu fahren, aber sie werden sich hauptsächlich um Drachen kümmern. Das ist sowieso nichts für mich. Und ich muss zwar einige Vorlesungen nacharbeiten, aber das schaffe ich locker bis zu den Prüfungen im nächsten Sommer, auch ohne diesen damit zuzuschaufeln.   Danke.   Du riskiert dabei aber, dass es vielleicht nicht ganz nach deinem Geschmack ist am Ende, klar? Ich nehme keine Rücksicht auf dich.   Deswegen wollte ich ja dich.   ~*~   August 1999   Du machst dich ganz schön rar, dafür, dass du es warst, der mir dieses Praktikum besorgt hat.   Sag nicht, du hast Sehnsucht nach mir?   Dein Ego ist definitiv zu groß, Tom. Ich habe morgen um fünf Feierabend. Um halb sechs bin ich bei den Duellräumen im Aurorentrakt. Wehe, du kommst nicht – dann erzähle ich allen, dass du mal ein furchtbar süßer Junge gewesen bist.   Du HAST Sehnsucht nach mir.   Du kommst also.   Natürlich.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)