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Wurmlöcher

von

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Der erste Ferientag

11. Der erste Ferientag
 

Hermine stand am Seeufer und sah über die Ländereien zum Schlosstor hinüber. Die Sonne ging gerade auf, als sie aus Hogsmeade ein schrilles Pfeifen hörte. Der Hogwarts-Express war eingefahren. Am Tor startete gerade die letzte Kutsche.
 

Hermine hatte die letzte Stunde fasziniert die Thestrale beobachtet. Es war das erste Mal, dass sie sie sah. Sie waren genau wie in den Lehrbüchern und doch völlig anders. Die Skizzen in Büchern konnten die unheimliche Aura, die von ihnen ausging, niemals darstellen. Die Bilder bewegten sich zwar, doch sie hatten nicht die leichtfüßige, dunkle Eleganz, die von den echten Thestralen ausging.
 

Als das Tor hinter der Kutsche mit einem Zittern ins Schloss fiel, wieherte einer der Thestrale. Es war ein Laut wie nicht von dieser Welt. Hermine zuckte zusammen.

"Schöne Tiere, nicht wahr?", ertönte mit einem Mal eine Stimme hinter ihr.

Wieder fuhr sie zusammen und wirbelte herum. Tom stand hinter ihr und blickte ebenfalls den Kutschen hinterher.
 

"Du kannst sie sehen?", wollte sie leise wissen.

Tom nickte. "Konnte ich schon immer."

Hermine öffnete den Mund und zögerte. Sollte sie...?

Toms Lippen kräuselten sich. Sein Blick wurde hart und undurchdringlich. "Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben."
 

Er klang nicht bedrückt, sondern eher vorwurfsvoll. Hermine legte langsam den Kopf schief. Das passte zu dem, was Harry und Dumbledore in der Zukunft über Tom herausgefunden hatten.

"Tut mir Leid", murmelte sie.

Doch Tom winkte ab. "Nicht der Rede wert. Ich habe sie nicht gekannt."

Hermine nickte langsam. "Was willst du?", fragte sie schließlich.
 

Tom tat nie etwas ohne einen konkreten Nutzen, so gut kannte sie ihn mittlerweile. Besonders fiel das im Zaubertrankunterricht auf. Er machte keine Bewegung zu viel.

"Dippet will uns sehen. Wir bekommen unsere Zeugnisse und wahrscheinlich noch eine Ermahnung, uns nicht alleine herum zu treiben."

Er rollte mit den Augen.
 

Hermine lächelte. "Besser als nach Hause gehen zu müssen, oder?"

Er blickte sie verschlossen an. "Mein Zuhause ist hier."

Damit wandte er sich um und marschierte zum Schloss hinauf. Hermine folgte ihm.

Während dem Weg zu Dippets Büro sprachen sie beide kein Wort mehr.
 

Innen angekommen, bekamen sie genau das, was Tom prophezeit hatte: Eine Ansprache über die Gefahren einer menschenleeren Schule, den Hinweis, dass Dippet selbst Urlaub nehmen würde und ihr Ansprechpartner Dumbledore sein würde, was Tom ein missmutiges Schnauben entlockte, und zu guter Letzt ihre Zeugnisse.
 

Hermine überflog ihre Noten und Punktzahlen eilig. Sie hatte überall ein O, in Verwandlung, Zaubertränke und Arithmantik sogar mit voller Punktzahl. Ansonsten schwankten die Punktzahlen, bei Verteidigung gegen die dunklen Künste war sie sogar nah an die Grenze zum E gekommen.
 

Sie atmete tief durch. Der Moment, bevor sie ein Zeugnis bekam, war immer einer der schlimmsten im ganzen Schuljahr. Doch sie hatte es wieder einmal überlebt. Sie war zufrieden.

Mehr noch, ihr Blick blieb an der vollen Punktzahl für Verwandlung hängen und ein triumphierendes Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Sie verkniff sich einen Kommentar und sah zu Dippet auf.
 

"Danke", meinte sie. "Noch etwas, was wir wissen müssen?"

Er schüttelte den Kopf. "ich habe bereits alles gesagt, denke ich. Ab sofort ist keiner von ihnen mehr alleine unterwegs. Ihr Zimmer, Tom, ist bereits eingerichtet, Sie müssen nur noch das Gepäck aus den Kerkern holen. Für Sie beide gilt selbstverständlich das Zauberverbot während der Ferien nicht, da Sie auf der Schule bleiben."

Er holte tief Luft. "Dann wünsche ich Ihnen beiden schöne Sommerferien. Ich will keine Beschwerden hören, wenn ich wieder komme."
 

Beide nickten, und Hermine meinte: "Ihnen auch schöne Ferien, Direktor."

Dippet lächelte schwach. "Danke."

Er entließ die beiden mit einer Handbewegung.
 

Kaum hatten sie die Wendeltreppe hinter sich gebracht, platzte Hermine regelrecht heraus: "Wie viele Punkte hast du in Verwandlung?"

Tom musterte sie missmutig. "90 von 100, also noch O. Sag mir bitte nicht, du hast mehr."

Hermine Herz machte einen Satz bis zum Astronomieturm. "Volle Punktzahl", erwiderte sie grinsend.
 

Tom schnaubte. "Das ist mit Sicherheit nicht aus der Prüfung, ich bin mir sicher, da alles richtig beantwortet zu haben."

Hermine grinste immer noch. "Sei froh, dass im praktischen Teil kein Lebewesen aus dem Nichts oder einem Gegenstand wieder zurückverwandeln musstest, das hätte dich mit Sicherheit dein O gekostet."

Tom warf ihr einen Todesblick zu. "Streu nicht noch Salz in die Wunde, das könnte dir übel bekommen."
 

Hermine zog bloß eine Augenbraue hoch. "In welchen Fächern hast du die volle Punktzahl?"

"In allen anderen."

Hermines Euphorie schmälerte sich etwas. "Und ICH streue Salz in die Wunde? Du hast mich in allen anderen Fächern geschlagen oder zumindest die gleiche Punktzahl." Toms Blick wurde wieder etwas weicher, während sie die Treppen in die Kerker hinab gingen.
 

An einer Abzweigung meinte er schließlich: "Warte hier", und verschwand um die Ecke.

Hermine hörte ihn etwas Unverständliches flüstern, denn ertönte ein leises Rumpeln und sich entfernende Schritte. Das Rumpeln wiederholte sich und Hermine wusste, dass sich die Tür zum Gemeinschaftsraum der Slytherins wieder geschlossen hatte.
 

Sie war in ihrem alten Leben Vertrauensschülerin gewesen, sie hatte gewusst, wo der Eingang war. Doch sie blieb hinter der Ecke. Tom sollte sehen, dass sie ihm vertraute. Dem war zwar nur teilweise so, und sie traute auch nur einem sehr kleinen Teil von ihm, aber das musste er ja nicht wissen.
 

Eine Weile später kam er wieder heraus, einen Schrankkoffer vor sich her schweben lassend. Ohne ein Wort machten die beiden sich wieder auf den Weg nach oben zum Ravenclawturm.
 

Das Rätsel an der Tür löste Tom, noch bevor Hermine auch nur den Mund öffnen konnte. Mit einem Anflug von Trotz stellte sie fest, dass sie die Antwort auch gewusst hatte.
 

Tom verschwand sofort mit seinem Koffer im Gang zu den Jungenschlafsälen. Es war offensichtlich, dass er sich hier auskannte. Sie hatte ihn hier zwar noch nie gesehen, aber sie verbrachte auch viel mehr Zeit in der Bibliothek als hier, also kein Wunder.
 

Etwas unschlüssig sah sie sich im leeren Gemeinschaftsraum um und ließ sich schließlich in einen Sessel am Fenster fallen. Wenig später kam Tom wieder und setzte sich etwas eleganter in den Sessel neben ihr.

Eine Weile blickten sie beide schweigend aus dem Fenster. Die Stille umfing sie und wurde drückend.
 

Irgendwann fragte Hermine verlegen: "Und was machen wir jetzt?"

Tom zuckte mit den Schultern. "Was machst du denn sonst in den Ferien?"

Hermine legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. "Bisher habe ich immer viel mit meinen Eltern unternommen."
 

Und das war nicht einmal gelogen.

Mit einem Schlag traf sie die Erkenntnis, dass sie ihre Eltern nie wieder sehen würde. Sie presste die Lippen aufeinander und schloss die Augen. Sie hatte gewusst, worauf sie sich einließ, als sie diese Zeitreise angetreten hatte, aber es tat immer noch weh.

Himmel, heute tat es so weh, dass sie sich einmal mehr fragte, warum sie das alles überhaupt tat. Doch dann stand ihr wieder Rons Gesicht vor Augen, wie er sie breit anlächelte, und Harry, wie er verbrannt im St. Mungos lag.
 

Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals und sperrte ihre Trauer in den letzten Winkel ihres Verstandes. Dafür war jetzt kein Platz. Sie hatte diesen Sommer die einmalige Chance, Tom näher zu kommen und herauszufinden, inwieweit er schon zu Lord Voldemort geworden war und ob sie ihn ändern konnte. Trauern konnte sie später.
 

Sie atmete einmal tief durch und meinte dann mit einer Stimme, die fester klang, als sie sich fühlte: "Was machst du denn sonst so in den Ferien?"

Toms Blick war eiskalt, als er antwortete: "Die Muggel in meinem Waisenhaus überleben, ohne einen von ihnen umzubringen."

Hermine verschluckte sich.
 

Toms Gesichtsausdruck veränderte sich keinen Millimeter, als er noch hinzufügte: "Wir müssen die nächsten Wochen auch von früh bis spät miteinander auskommen, ohne uns umzubringen, also solltest du wissen, worauf du dich einlässt. Ich bin nicht der nette Junge von nebenan."
 

Sie hustete noch einmal und murmelte dann leise: "Hatte ich nicht erwartet, aber..."

"Aber was?" Toms scharfe Stimme zerschnitt die Luft wie ein Messer.

Hermine suchte seinen Blick. "Hast du das wörtlich gemeint oder im übertragenen Sinn?"

Er schnaubte. "Wie hat es sich denn angehört?", gab er zurück, Verbitterung in der Stimme.
 

Hermine schluckte. "Was tun die Muggel in deinem Waisenhaus denn so schlimmes?"

Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie war ganz nah dran, das spürte sie. Wenn sie heraus fand, wieso er die Muggel so hasste, dann hatte sie eine Chance...
 

Tom wandte sich von ihr ab und blickte aus dem Fenster. Er antwortete nicht.

Hermine biss sich auf die Lippe, um nicht nach zu bohren. Sie wusste, wenn sie jetzt nachhakte, würde er niemals damit herausrücken.
 

Eine Weile blickten beide wieder stumm nach draußen, dann beschloss Hermine, Tom eine Möglichkeit zu geben, das Thema zu wechseln. Sie stand auf und lief in ihren Schlafsaal hinauf.
 

Oben angekommen, verschloss sie sorgfältig die Tür, dann zog sie aus ihrer Rocktasche die verkleinerte, alles fassende Tasche mit ihren Sachen aus der Zukunft und hexte sie wieder auf Originalgröße. Einen Moment lang überlegte sie zwar, ob es klug war, Tom noch einen Gegenstand aus der Zukunft zu geben, aber da sie etwas ähnliches schon bei den jüngeren Schülern gesehen hatte, würde es wohl keinen Verdacht erregen.
 

Sie fischte ihre explodierenden Mau Mau-Karten aus der Tasche, verkleinerte sie wieder und packte sie wieder in ihren Rock. Sie hatte sie die ganze Zeit immer mit sich herum getragen. Man konnte nie wissen...
 

Als sie wieder in den Gemeinschaftsraum kam, saß Tom noch exakt so da, wie sie in verlassen hatte. Sie ließ einen kleinen Tisch zwischen ihre Sessel schweben und legte die Karten darauf.
 

Tom warf nur einen kurzen Blick darauf. "Mau Mau? Galgenmännchen war ja wenigstens noch halbwegs anspruchsvoll, aber Mau Mau?"

Hermine lächelte, schlüpfte aus ihren Schuhen und zog die Beine auf den Sessel. "Explodierendes Mau Mau", verbesserte sie ihn.
 

Toms abfällige Miene veränderte sich. Hermine sah einen Funken Interesse in seinen Augen auflodern. Ihr Lächeln wurde breiter. Sie schnappte sich die Karten und begann zu mischen.
 

~*~
 

Eine halbe Stunde später ließ Hermine ihre verbrannten Haare wieder nachwachsen, während Tom mischte.

"Das war mies, und das weißt du", zischte sie.

Er zuckte bloß mit den Schultern und lächelte. "Du hast mir nicht verboten, die Regeln zu ändern."

Sie schnaubte. "Das waren nicht die Regeln. Das war der Zauber, der die Explosion auslöst!"

Er zog bloß eine Augenbraue in die Höhe und erwiderte trocken: "Gut kombiniert, Watson."
 

Hermine schnappte nach Luft. "Du kennst Sherlock Holmes? Und das, nachdem du mir gesagt hast, du willst die Muggel im Waisenhaus am liebsten umbringen?"

Er zuckte mit den Schultern. "Hab ich gelesen, bevor ich nach Hogwarts gekommen bin. Irgendwas musste ich ja schließlich tun."
 

Hermine atmete tief durch. Sie waren wieder an dem Punkt angekommen, an dem sie gerne nachhaken wollte, aber sie wusste nicht, wie weit sie gehen konnte.

"Irgendwas musstest du tun? Aber... heißt das, du hast die ganze Zeit früher nur gelesen? Ich dachte, in einem Waisenhaus sind viele Kinder, mit denen man spielen kann."

Er sah von den Karten auf. "Dummheit steht dir nicht, Hermine. Frag mich doch einfach, was du wissen willst. Oder hast du Angst vor mir?"
 

Hermine schluckte. Am Rande registrierte ihr Gehirn, dass er sie noch nie mit 'Hermine' angesprochen hatte. Es erstaunte sie immer wieder, wie lange man jemanden kennen konnte, ohne seinen Namen wissen und aussprechen zu müssen. Lavender und Parvati hatten diese Fähigkeit perfektioniert. Ihr Namensgedächtnis war grauenhaft gewesen.
 

"Vielleicht. Ich höre nicht täglich jemanden sagen, dass er jemand anders am liebsten umbringen möchte", gab sie bissig zurück.

Sie weigerte sich, jetzt klein bei zu geben. Tom ließ hier gerade ein Stück seiner Maske fallen, da würde sie nicht kuschen, auch wenn ihr das Herz bis zum Hals schlug.
 

Er verteilte die Karten schweigend, und ebenso schweigend begannen sie die nächste Partie.
 

Nach einer Weile meinte Tom leise: "Sie haben mich wie Dreck behandelt. Ich war immer der Sündenbock. Zuerst nur für die Erzieher, aber irgendwann haben auch die anderen Kinder alles auf mich geschoben. Gut, manchmal war ich es wirklich, wenn ich mit meiner Magie experimentiert habe, aber das rechtfertigt nicht, mich wie einen Aussätzigen zu behandeln. Als ich nach Hogwarts gekommen bin, waren alle froh, dass ich gehe. Und wenn ich im Sommer wieder gekommen bin, habe ich die Angst in ihren Augen gesehen. Dabei wissen sie nicht einmal, dass ich ein Zauberer bin. Ab dem ersten Sommer nach Hogwarts war ich für sie eine tickende Zeitbombe. Das war zwar besser, als immer angemotzt zu werden, aber… "
 

Hermine atmete tief durch. Er hatte von sich erzählt! Er hatte wahrhaftig von sich erzählt!

Einen Moment schwieg sie noch, dann meinte sie leise: "Danke."

Er sah auf, das Gesicht ausdruckslos. "Wofür?"

"Für die Antwort." Sie lächelte schwach.

Er musterte sie einen Moment, dann nickte er und blickte wieder in seine Karten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  SnoopFroggyFrog
2010-10-16T19:57:19+00:00 16.10.2010 21:57
So, hier der versprochene Kommi^^
Also, das war ein richtig niedliches Kapitel^-^ Tommy und explodierendes MauMau *grins* passt doch irgendwie. Hoffe mal, das Nächste wird genauso gut, ich schreib dir dazu auch gleich einen Kommi, in dem Sinne: Bis gleich^^ *daumen hoch*
Von:  EvelynPrice
2010-10-01T20:53:09+00:00 01.10.2010 22:53
Haha Tom *noch ganz viel Salz übrig hab*
Wieder ein Kapitel muy fantástico
du hattest gefragt ob wir drei (Yami, Yun und ich) uns kennen...
Yami und ich sind in einer Klasse, aber Yun kenne ich nur von Mexx
und ich habe deine "Zwischen den Fronten" gelesen und sie Yami weiter empfolen ;)

lg
Evy
Von:  Gelosia
2010-10-01T19:55:31+00:00 01.10.2010 21:55
Ach Tommy, du kleines Monster <3~
Kein Wunder das die Maske bröckelt, wenn man ein Spiel spielt, wo etwas explodiert xD
Es ist so unglaublich niedlich wie Hermi versucht nicht zu weit zu gehen x3

Wie wohl die nächsten Tage sind? *gespannt sei*

Weiter, weiter, weiter Kia!
lg
ヤミ


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