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Wurmlöcher

von

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Ein Denkwürdiger Tag

13. Ein Denkwürdiger Tag
 

Am 31. Juli gingen Tom und Hermine, begleitet von den Professoren Dumbledore und Cassady, in die Winkelgasse, um ihre Schulsachen für das nächste Schuljahr einzukaufen.
 

Hermine hätte diesen Tag am liebsten alleine verbracht, in Gedanken bei Harry, aber das war ihr wohl nicht vergönnt.

Nun ja, sie war nicht in Hogsmeade gewesen unter dem Jahr, sie war auch froh, das Gelände einmal zu verlassen. Sicher, Hogwarts war ihr Zuhause, aber das bedeutete ja schließlich nicht, dass sie dort eingesperrt war.
 

Die vier machten sich also nach dem Frühstück auf den Weg zu den Grenzen des Grundstückes, wo sie per Portschlüssel in die Winkelgasse reisten.
 

~*~
 

Als die Welt aufhörte, sich zu drehen, stolperte Hermine gegen Tom und krallte ihre Finger in seinen Arm, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Sie löste ihre andere Hand von der rosanen Socke in ihrer Mitte und sah sich um.
 

Sie waren in einem Hinterzimmer des tropfenden Kessels gelandet, welches leer war bis auf einen riesigen offenen Kamin - eins der Zimmer, die nur zur Durchreise genutzt wurden.
 

Sie blieben nicht lange dort, sondern gingen gleich in die Winkelgasse.

Cassady hatte, als Dumbledore anscheinend mit jemandem im Schankraum ein Gespräch beginnen wollte, darauf bestanden, zusammen zu bleiben und nicht herum zu trödeln.
 

Zuerst gingen sie zu Gringotts, wo Tom mit Dumbledore eines der Verliese besuchte. Soweit Hermine die leisen Worte, die Dumbledore mit dem Kobold am Schalter gewechselt hatte, richtig verstanden hatte, gehörte das Verließ nicht Tom, sondern Hogwarts, und war zur Förderung armer Schüler gedacht.
 

Tom sah nicht besonders glücklich aus, als er mit gefülltem Geldbeutel wieder erschien. Entweder war ihm die Fahrt nicht gut bekommen, oder aber er ärgerte sich darüber, dass er in puncto Geld von Hogwarts abhängig war. Wahrscheinlich beides, dachte Hermine, als sie die Bank wieder verließen.
 

Sie selbst hatte ihr gesamtes Vermögen mit in die Vergangenheit genommen - was einiges war, da sie ihre Muggelsparbücher aufgelöst und umgetauscht hatte, ohne dass ihre Eltern davon wussten - so dass sie nicht zugeben musste, kein Verließ zu besitzen.
 

Als erstes besuchten die vier Madam Malkins. Hermine, Tom und Professor Cassady standen gelangweilt, genervt oder in Hermines Fall amüsiert neben den Umkleiden herum und sahen zu, wie Dumbledore sich einen neuen Umhang in Pink aussuchte.
 

Als nächstes ging es zu einer Filiale von Derwish & Banges, der wohl in dieser Zeit das Monopol für Zaubererbedarf innehatte und nicht, wie in Hermine Zeit, nur in Hogsmeade verkaufte.

Tom und sie kauften neues Pergament, Federn und Tinte, und Dumbledore wurde nicht müde, ihnen Tintenfässer in den kuriosesten Farben zu zeigen, unter anderem eines, bei dem sich die Farbe der Tinte beim Schreiben veränderte, und eines, welches blassrosane Schrift mit blauen i-Punkten produzierte. Cassady musste ihn regelrecht aus dem Laden schleifen.
 

Bei Flourish & Blotts trennten sie sich, hier wollte jeder etwas anderes besorgen. Hermine und Tom gingen in den ersten Stock hinauf, wo die Schulbücher verkauft wurden. Schweigend suchten sie die Bücher zusammen.
 

Als sie schon fast alle Fächer beisammen hatten, bimmelte unten die Türglocke, trampelnde Schritte ertönten und jemand schrie: "Grindelwald! Er ist hier!"
 

Hermine schnappte nach Luft und suchte Toms Blick. Einen langen Moment starrten die beiden sich an, dann stellte Tom seinen Bücherstapel ab und lief die Treppe hinunter ins Erdgeschoss, wo mittlerweile die Hölle los war. Hermine biss sich auf die Lippe, folgte ihn dann jedoch.
 

Sie erwischte ihn gerade noch, als er schon fast an der Tür war, und riss ihn am Arm zurück.

"Was machst du?", rief sie entsetzt. "Du kannst da jetzt nicht rausgehen!"

"Schau", gab er nur zurück und wies nach draußen.
 

Hermine klappte der Mund auf, als sie seinem Finger folgte.

Dumbledore und Cassady hatten den Laden verlassen und gingen langsam, mit gezückten Zauberstäben, die Straße hinunter. Die Passanten drängten sich in die Geschäfte, bis auf die zwei war die Straße leer. Fast.
 

Sie machte eine Biegung, sodass Hermine und Tom nicht allzu weit sehen konnten, und hinter dieser Biegung flog mit einem Mal ein Flüchehagel hervor. Die Flüche flogen ausnahmslos alle auf Cassady, die unter dem Sturm schließlich zusammenbrach und reglos liegen blieb.

Dumbledore schenkte ihr nur einen kurzen Blick, dann ging er weiter und verschwand hinter der Ecke.
 

Hermine schluckte, als ihr Hirn ihr plötzlich die Tatsache um die Ohren schlug, dass sie vergessen hatte, das genaue Datum des Duells zwischen Dumbledore und Grindelwald nachzuschlagen.

Sie bemerkte erst, dass sie Tom losgelassen hatte, als die Türglocke ging und er nach draußen auf die Straße lief.
 

Sie biss die Lippen aufeinander. Ihr Blick wanderte zu Professor Cassady, die sich jetzt langsam wieder regte, aber den Zauberstab verloren hatte, und Tom, der sich hinter die nächste Hausecke kauerte, mit gezücktem Zauberstab, und versuchte, einen Blick auf Dumbledore und Grindelwald zu erhaschen.
 

Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals entschlossen hinunter und folgte ihm nach draußen. Geduckt lief sie zu Cassady, kniete sich neben sie und sah die Straße hinunter. Dumbledore stand einem Zauberer etwa in seinem Alter gegenüber, der fast so lange Haare wie er hatte, nur waren seine in einem leuchtenden Blond und um einiges lockiger als Dumbledores.

Die beiden kämpften nicht.
 

Sie redeten miteinander, aber so leise, dass Hermine kein Wort verstand. Toms Blick nach zu schließen, verstand er ebenso wenig, auch wenn er hinter seiner Ecke ein ganzes Stück näher an den beiden war.
 

Hermine schluckte und untersuchte Cassady. Sie war wieder bei Bewusstsein, aber ihr Kreislauf war sehr schwach. Sie glaubte nicht, dass sie aufstehen konnte, ohne wieder ohnmächtig zu werden.
 

Gerade, als sie eine Trage herbei zaubern wollte, sah sie aus den Augenwinkeln einen Blitz, riss den Kopf in die Höhe und beschwor nach einer Schrecksekunde den Tueror-Schild vor ihnen beiden.

Dumbledore und Grindelwald hatten aufgehört, sich zu unterhalten. Jetzt flogen Flüche zwischen ihnen beiden hin und her.

Es war aber kein gewöhnliches Zauberduell.
 

Hermine konnte den Blick nicht abwenden und beobachtete fasziniert, wie Dumbledore einen Schwarm kleiner Vögel gegen Grindelwald schickte, der sie in grüne Flammen verwandelte, die auf Dumbledore zurück flogen. Dieser ließ sie gegen eine Wand aus Wasser krachen, und sie erloschen. Dafür erhob sich nun die Wasserwand zu einer riesigen Welle, die auf Grindelwald zu rauschte.

Hermine konnte nicht wegsehen. Dagegen war ihr Duellierstil fast der eines Kleinkindes...
 

Mit einem Schlucken wandte sie sich wieder Professor Cassady zu, die sich gerade stöhnend auf alle viere aufrichtete und sich umsah. Hermine legte ihr die Hand auf die Schulter, um zu verhindern, dass sie aufstand. Als ihre Lehrerin die Lage erkannt hatte, stöhnte sie.

"Wo ist mein Zauberstab?", wisperte sie.

Hermine zuckte mit den Schulten, zückte dann jedoch ihren eigenen und murmelte: "Accio Professor Cassadys Zauberstab."
 

Cassady schnappte nach Luft und drückte Hermines Zauberstabhand nach unten.

"Was tun Sie denn da? Ich hätte nicht gedacht, dass sie etwas so dummes anstellen würden, sollte es einmal ernst werden", zischte sie und blickte besorgt zu Grindelwald hinüber, der sich gerade aus einer magischen Schlange heraus wand.
 

Ein Zauberstab flog ihm aus dem Umhang, er griff danach, erwischte ihn jedoch nicht mehr, und er flog direkt zu Cassady, die ihn aus der Luft fing. Grindelwalds Blick war dem Stab gefolgt und lag nun auf ihnen. Rasch wehrte er Dumbledores neue Attacke ab, dann jagte er einige fiese Flüche und einen Schwarm Fledermäuse auf sie los.
 

Hermine japste und verstärkte ihren Tueror, während Cassady hinter ihr auf die Füße sprang und schwankte. Hermine folgte ihr rasch und stützte sie, bevor sie umkippen konnte.
 

Die Lehrerin ließ einige Gegenflüche los, dann zischte sie mit zusammen gebissenen Zähnen: "Himmel noch mal, warum haben Sie mich nicht einfach liegen gelassen? Jetzt stehen Sie mit in der Schusslinie!"

"Ich konnte Sie da nicht liegen lassen! Er hätte Sie jederzeit umbringen können!", gab Hermine ebenso bissig zurück und ließ ihrerseits einen Flüchehagel los.
 

Grindelwalds Lächeln, welches die ganze Zeit auf seinen Zügen gelegen hatte, verschwand. Er wurde ernst, und seine Flüche kamen in kürzerem Abstand. Er wich nicht zurück, auch wenn er jetzt gegen drei auf einmal kämpfte. Hermine schluckte.
 

In diesem Moment bemerkte Cassady Tom.

"Riddle", zischte sie. "Was zur Hölle denkt er eigentlich, was er da tut? Einfach mal so nebenbei ein tödliches Duell beobachten, nur weil es interessant ist! Er sollte aus der Schusslinie, verdammt!"
 

Tom saß immer noch reglos, aber mit gezücktem Zauberstab, hinter der Hausecke. Hermine schluckte und blickte zu ihm hinüber.

Für einen irrwitzigen Moment war sie froh, dass er dort stand, weil sie sich absolut nicht sicher war, auf welcher Seite er denn mitkämpfen würde, sollte er mitkämpfen, dann schrie Cassady auf und Hermine sah mit Schrecken, dass sie sich zu lange hatte ablenken lassen.
 

Eine neue Ladung Flüche kam auf sie zu, und einer davon brachte ihren Schild zum Bersten. Hermine hatte keine Zeit mehr, zu reagieren.
 

Ein Fluch traf sie in die Magengrube und schleuderte sie ein paar Meter rückwärts durch die Luft. Der Aufprall an einer Hauswand presste ihr alle Luft aus den Lungen und sie brüllte auf. Schließlich sackte sie benommen am Fuß der Wand zusammen.
 

Einen wundervollen Moment lang wünschte sie sich, einfach ohnmächtig zu werden - dann hustete sie und ihr Blick wurde wieder klarer. Ihr Zauberstab lag dort, wo sie vorher gestanden hatte, außer Reichweite.

Cassady war nicht weit davon ohne Hermine, die sie stützte, wieder in die Knie gegangen und schaffte es anscheinend gerade noch, nicht wieder umzukippen, und Dumbledore hatte sich so vor Grindelwald gestellt, dass dieser Cassady nicht im Blick hatte - allerdings lag Hermine nicht direkt hinter Cassady, sodass Grindelwald sie sehr wohl sehen konnte.
 

Sie stöhnte leise.

"Accio Zauberstab", flüsterte sie. Doch nichts geschah. "Accio Zauberstab", wiederholte sie drängender. Doch noch immer klappte es nicht.

Das war der Hake an zauberstabloser Magie - sie funktionierte nur bei vollster Konzentration, und Hermines Schädel dröhnte so laut und sie brauchte so viel Kraft, um nicht einfach umzukippen, dass es nicht reichte.
 

Sie presste die Lippen aufeinander und versuchte, so unauffällig wie möglich aus der Schusslinie zu kriechen. Doch sie war nicht schnell genug.

"Na, na, Mädchen!", rief eine höhnische, dunkle Stimme.

Hermine stellten sich alle Nackenhaare auf. Das musste Grindelwald sein.

"Du willst doch nicht einfach so sang- und klanglos verschwinden? Nachdem du Cassady so mutig beschützen wolltest?"
 

Hermine schluckte, biss die Zähne zusammen und kroch schneller. Die Stimme klang viel zu melodisch für einen Bösewicht, dachte sie zusammenhanglos. Ihr Hirn wollte ihr nicht mehr recht gehorchen. Ihre Beine anscheinend auch nicht, oder aber Grindelwalds Flüche waren einfach zu schnell.
 

Sie kamen als helle Blitze auf sie zu gejagt, ohne dass sie die Möglichkeit gehabt hätte, auszuweichen. Ihr Herz machte einen Satz, als sie sie aus den Augenwinkeln sah, und sie nahm ihre ganze Kraft zusammen, um noch schneller zu kriechen - auch wenn sie irgendwo in ihrem Unterbewusstsein wusste, dass sie es nie rechtzeitig schaffen würde, ihnen zu entkommen.
 

Und dann, als sie schon jeden Moment damit rechnete, getroffen zu werden, erklang ein dumpfes Dröhnen und - ihr geschah nichts. Sie sah auf.
 

Vor ihr schwebte ein leuchtender Tueror-Schild, ebenso wie vor einer erneut bewusstlosen Cassady. Tom hatte sich an der Hauswand aufgerichtet, den Zauberstab erhoben, und huschte konzentrierte von Haus zu Haus, in ihre Richtung.
 

Hermine atmete erleichtert aus, und ihr rasendes Herz beruhigte sich wieder. Eine Last, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie sie überhaupt trug, schien ihr von den Schultern zu fallen, als Tom sich neben sie kniete, schon fast nebenbei die Zauber abwehrte, die in ihre Richtung flogen und fragte: "Alles in Ordnung?"
 

Hermine nickte, unfähig, etwas zu sagen. Sie hatte wirklich gezweifelt, ob er sich nicht doch, falls er eingreifen sollte, auf Grindelwalds Seite stellen würde, doch hier war er, neben ihr, und hielt ihr eine Hand hin, um ihr aufzuhelfen.
 

Rasch ergriff sie sie und klammerte sich an seine Schulter, als sich die Welt um sie herum zu drehen begann. Er kämpfte noch, doch er schaffte es irgendwie, dabei ruhig stehen zu bleiben, sodass Hermine sich auf ihn stützen konnte, bis sie alles wieder klar sah und ihr Kreislauf wieder funktionierte.
 

Nach einer Weile, als die Welt wieder still stand, sah sie vorsichtig wieder auf, immer noch eine Hand auf Toms Schulter und eine um seinen linken Arm geklammert.

Dumbledore hatte Grindelwald zurückgetrieben, von ihnen weg die Straße hinunter, und sie konnte ihn kaum noch sehen. Schließlich verschwanden die beiden aus ihrem Sichtfeld.
 

Tom ließ den Zauberstab sinken und sah sie an. "Wie fühlst du dich?"

"Ich lebe noch", murmelte sie. "Du?"

Toms Lippen kräuselten sich. "Blendend", gab er ironisch zurück. Sie stellte fest, dass auch er etwas wacklig auf den Beinen war - er lehnte sich in ihren Griff. Irgendein Fluch musste ihn auch erwischt haben.

Sie zog eine Augenbraue hoch. "Was hat dich erwischt?"

"Keinen Schimmer", gab er leise zurück.
 

Hermine biss sich einen Moment auf die Lippen, dann fiel ihr Blick auf Professor Cassady, die immer noch ohnmächtig mitten auf der Straße lag. Der Lärm des Duells war schon ein Stück entfernt, doch noch immer war die Straße menschenleer.
 

"Wir müssen sie hier wegbringen", meinte sie und deutete auf ihre Lehrerin. Tom nickte.

Hermine schlang ihm einen Arm um die Schultern, und er packte sie ebenfalls mit einem Arm um die Taille, und zusammen schafften sie die paar Meter zu Cassady hinüber.

Tom schwenkte seinen Zauberstab, und Hermines eigener schwebte zu ihr herüber. "Danke", murmelte sie.
 

Die beiden gingen neben ihrer Professorin in die Knie, und Tom weckte sie mit einem Wink seines Zauberstabs. Sie setzte sich langsam auf und blickte mit bewölktem Blick durch die Gegend, als ein ohrenbetäubender Knall ertönte.

Aus den umliegenden Läden erklang Geschrei. Hermines Blick huschte hoch.
 

Hinter der Hausecke, wo Dumbledore und Grindelwald verschwunden waren, leuchtete etwas magisches. Das Leuchten währte nur einen kurzen Augenblick, dann erlosch es wieder.

Sie schluckte. Irgendwas war gerade geschehen.

Sie hoffte, dass der Knall nicht Dumbledore erwischt hatte, sondern Grindelwald.
 

Cassady fluchte und griff nach ihren Zauberstab, doch sie schaffte es nicht einmal auf die Knie. Daraufhin fluchte sie noch mehr.

"Wir müssen hier weg", sprach Hermine das Offensichtliche aus. "Wir können alle drei nicht mehr anständig kämpfen."
 

Tom brummte zustimmend und beschwor kurzerhand eine Trage neben Cassady herauf.

Die starrte ihn ungläubig an. "Ich soll da drauf? Niemals! Ich bin doch kein Invalide!"

Sie versuchte erneut, auf die Füße zu kommen, schwankte - und fiel einfach um, wieder ohnmächtig.

Tom levitierte sie kommentarlos auf die Trage und ließ die Trage dann auf Bauchhöhe in der Luft stehen. Dann schob er sich den Zauberstab in den Ärmel und griff nach Hermines Hand.
 

Irgendwie schafften sie es, wieder auf die Füße zu kommen, und klammerten sich wie vorher aneinander fest.

"Dumbledore hatte den Portschlüssel, oder?", fragte Hermine leise.

Wieder brummte Tom.

"Verdammt", murmelte sie.
 

Einen Moment lang standen sie unschlüssig mitten auf der leeren Straße, dann tauchte Dumbledore hinter der Ecke auf. Sein Umhang war zerrissen und seine Haare ein ganzes Stück kürzer als vorher, doch er sah recht zufrieden mit sich aus.
 

Neben ihm schwebte ein bewusstloser Grindelwald.
 

Es war, als hätte er irgendeinen Schalter umgelegt, der die Ladentüren bisher geschlossen gehalten hatte und sie jetzt aufgehen ließ. Die Leute strömten auf die Straße, schnattern, jubelnd, kreischend. Sie trampelten um sie alle herum, bestürmten sie mit Fragen, wollten ihnen die Hände schütteln...
 

Hermine wünschte sich schon nach kurzer Zeit, einfach verschwinden zu können. Jetzt verstand sie zum ersten Mal, wie Harry sich wohl immer gefühlt haben musste. Sie hasste es.
 

Schließlich hatte Dumbledore sich zu ihnen durchgeschlagen und hielt Tom die rosane Socke hin.

"Der Portschlüssel bringt Sie direkt in die Krankenstation", meinte er ohne sein übliches Zwinkern. "Nehmen Sie Cassady mit. Ich kümmere mich um ihre Schulsachen."

Hermine stieß erleichtert die Luft aus und griff nach der Socke.

"Danke, Professor", meinte sie einen Moment, bevor die Welt sich auflöste.
 

~*~
 

"Mir geht es gut, danke! Ich will nicht über Nacht hier bleiben!"

Hermine war langsam am Ende ihrer Geduld. Rasch hatte sie festgestellt, dass die Vorgängerin von Madam Pomfrey, Madam Harper, noch schlimmer und gluckenhafter war. Madam Pomfrey war immer noch irgendwo in Ordnung gewesen, diese Person hier nicht. Sie würde um keinen Preis der Welt länger als unbedingt nötig hier bleiben, auch wenn ihr schon wieder ein wenig schwindelig war.
 

Mit einem bitteren Triumph sah sie, wie Madam Harper schließlich kapitulierte.

"Also gut, Mädchen, aber kommen Sie ja nicht wieder und betteln um einen Stärkungstrank, hören Sie?"
 

Hermine schüttelte den Kopf. Keine gute Idee, die Welt verschwamm für einen Moment. "Danke."

Sie machte sich auf den Weg nach draußen. Laufen war auch keine gute Idee alleine. Wieder schwankte die Welt, und es wurde mit jedem Schritt schlimmer. Doch sie würde den Teufel tun, jetzt zusammen zu klappen. Nicht vor Madam Harpers Nase.

Tom hatte es schließlich auch geschafft, ihr zu entkommen, da konnte es doch wohl nicht so schwer sein, es ihm gleichzutun!
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte sie es endlich nach draußen geschafft und die Tür zum Krankenflügel fiel hinter ihr zu. Sie stöhnte leise und stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, um den Schwindel loszuwerden.

"Na, auch entkommen?", ertönte Toms Stimme aus dem Halbdunkel.

Sie blinzelte.
 

Er saß auf einer Steinbank in einer Nische und hatte den Kopf in die Hände gestützt.

Sie stolperte mehr, als dass sie lief, zu ihm hinüber. "Ja, aber frage nicht, wie."

Er lachte leise. "Mir dreht sich auch immer noch alles."

Hermine seufzte. "Lieber schwindlig als eine Nacht mir ihr eingesperrt zu sein."
 

Tom brummte zustimmend und stand langsam auf.

Hermine reichte ihm eine Hand, und er hielt sich an ihr fest. Sie schlang ihm wieder ihren Arm um die Schultern, und in stillem Einverständnis legten sie den Weg zum Ravenclawgemeinschaftsraum zurück - fast ohne Schwanken.
 

Drinnen angekommen, setzten sie sich auf eins der Sofas, die in Richtung der Glaswände ausgerichtet waren. Die Sonne versank gerade über dem Verbotenen Wald. Sie waren länger im Krankenflügel geblieben, als Hermine gedacht hatte.
 

Eine Weile schwiegen sie, doch es war kein unangenehmes Schweigen mehr, wie zu Beginn der Ferien.

Dann gab sie sich einen Ruck und fragte leise: "Tom?"

Er wandte den Blick vom Fenster ab und sah sie an.

"Danke." Sie lächelte müde.
 

"Wofür?", wollte er wissen, Verblüffung in der Stimme.

"Du hast mir das Leben gerettet. Ohne dich hätte Grindelwald mich umgebracht, als ich meinen Zauberstab verloren hatte."

Tom erwiderte nichts, er schien ein wenig peinlich berührt zu sein.
 

Hermine biss sich auf die Lippe, doch sie brachte zu Ende, was sie sich vorgenommen hatte. Sie umarmte ihn.

Einen Moment lang war er wie erstarrt, doch gerade, als Hermine sich mit flammenden Wangen wieder zurückziehen wollte, spürte sie seine Hand auf ihrem Rücken und er erwiderte die Umarmung.
 

Eine Weile hielten sie sich fest, dann löste Tom sich langsam wieder von ihr.

Sie lächelte breit, als sie es sich auf ihrer Seite des Sofas gemütlich machte und ihre Füße auf die Sitzfläche zog.

Er sah regelrecht süß aus, so ratlos, wie er gerade guckte. Es war offensichtlich, dass ihn diese Umarmung überfordert hatte und er nicht wusste, wie er jetzt mit ihr umgehen sollte.
 

Immer noch zufrieden lächelnd schloss Hermine die Augen. Kurz darauf war sie eingeschlafen.
 

Was sie nicht mehr mitbekam, war, dass Tom, solange noch Licht durch die großen Fenster fiel, den Blick nicht von ihr nahm.

Als die Dunkelheit sich endgültig über den Gemeinschaftsraum legte, machte er sich nicht die Mühe, den Kamin zu entzünden. Er schlüpfte ebenfalls aus seinen Schuhen und legte sich komplett auf das Sofa. Wenig später war er ebenfalls eingeschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  EvelynPrice
2010-10-31T16:51:41+00:00 31.10.2010 17:51
Nein wie knuddelknuffig
Tom is peinlich berührt... Aus welchem Horrorroman hast du das denn ausgegraben??? Und warum les ich das an Halloween? gruselig

lu
Evy
Von: abgemeldet
2010-10-31T12:33:39+00:00 31.10.2010 13:33
Na endlich kommen die beiden sich näher :)

Ist wirklich witzig, dass Tom von einer einfachen Umarmung so überfordert ist.
Bzw., vielleicht nicht witzig, sondern traurig? Hm, kennen tut er das ja scheinbar nicht.

Ich finds gut, dass du nicht auf einmal Hermine oder Tom (oder beide) im Kampf so hast mitkämpfen lassen, dass es nicht mehr Dumbledores Kampf gewesen wäre. So haben sie ums Überleben gekämpft, sind sich dadurch näher gekommen, aber die eigentliche Geschichtsschreibung bleibt erhalten.
Sonst wäre Hermine auch ne kleine Mary Sue geworden, wenn du sie nicht ko hättest gehen lassen.^^

Also, ich fands wieder mal sehr schön zu lesen und freu mich wie immer aufs nächste Kapitel.

Liebe Grüße
Von:  Gelosia
2010-10-31T10:23:10+00:00 31.10.2010 11:23
Ach Gottchen~!!!
Ich wusste garnicht das Tom soooo süß sein kan~ <3
Aller spätestens jetzt will ich wissen wie es zwischen den Beiden weitergeht^^
Hach und ein kleines Zauberduell - irgendwie hätte ich gern live zugesehen *-* Vögelchen *zisch*

Les Dich im nächsten
lg
ヤミ
Von:  SnoopFroggyFrog
2010-10-31T00:06:21+00:00 31.10.2010 02:06
O.O *hühüpf* *rumspring* Das ist sooo süß^///^ erst rettet er sie, dann umarmen sie sich... *trallalli* *trallahopsassa* XD ich mag das, mehr davon, mehr davon *hechel*
Die beiden sind so süß zusammen^^ ich freu mich schon auf dein nächstes Kappi, das hoffentlich genauso toll wird - und solche Szenen beinhaltet ;P
Lg^^


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